Ökologie und Bürgerbeteiligung gegen Investoreninteressen auf KUBA

Im vergangenen Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Klimaschutz stand eine Eingabe der IG KUBA/Emsaue auf der Tagesordnung. Sie fordert einen Stop der Planungen auf der bisherigen Fläche „Emsauenquartier Kümpers“ und eine Begrenzung des Planungsgebietes auf die Industriefläche. „Eine Festlegung dahingehend, dass zuerst eine komplette Sanierung/Umnutzung des Gebäudebestandes (alte Fabrik) zu erfolgen hat, bevor ggfls. eine Nutzung umliegender Teilflächen erfolgt, soll getroffen werden.“ Ziel dieses Antrags ist der Erhalt des umliegenden Grünlandes. Dieses Ziel wird von der Grünen Ratsfraktion ausdrücklich unterstützt.

Die Entwicklung der des Grünlandes in der Emsaue zu Bauland zeigt, dass hier Investoreninteressen über die Bedeutsamkeit von Klima- und Artenschutz und auch des Hochwasserschutzes gestellt werden. Gleichzeitig wird zur Durchsetzung finanzieller Interessen Einzelner, die Bürgerbeteiligung nur formal durchgeführt, aber ohne jeden Einfluss auf das Ergebnis. Ulrich Moritzer, Fraktionsgeschäftsführer, stellt fest: „Zwar fordert die CDU seit einiger Zeit mehr Bürgerbeteiligung. Zu den Gesprächen mit der IG KUBA Emsaue ist sie jedoch erst nach Monaten bereit, um dann ohne das formale Beteiligungsverfahren abzuwarten und ohne Einwendungen und Gutachten aus dem vorgeschriebenen Entwicklungsprozess zu kennen, die Aussage „die Wiese wird auf jeden Fall bebaut“ auszusprechen. Die Interessen und Anregungen der Bürger*innen werden an dieser Stelle nicht beachtet.“

Madeleine Meienberg, Mitglied der GRÜNEN Fraktion, betont: „An der Fläche zwischen Ems und Walshagenstraße zeigt sich sehr gut, wie hoch die Qualität unseres zukünftigen Lebens mit der ökologischen Qualität unserer Umwelt zusammenhängt.“ Sie erläutert, dass Dauergrünland, wie Wiesen und Weiden für das Mikroklima in städtischen Gebieten eine enorme Bedeutung haben. Der Baumbestand rund um KUBA, die Pflanzen und Weideflächen bieten in Hitzeperioden, wie wir sie aus den letzten Jahren kennen und wie sie in Zukunft noch häufiger und heftiger auftreten werden, die Möglichkeit der Beschattung und der Verdunstung. Sie dienen als wertvolles Instrument gegen urbane Hitzeinseln, die sich durch bebaute Flächen bilden. Zudem sind Grünlandflächen ein wichtiger Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren und Insekten und damit für den Erhalt der Artenvielfalt von enorm hoher Bedeutung. Hinzu kommt, dass der hohe Anteil an Humus im Boden des extensiv bewirtschafteten Grünlandes als Kohlenstoffsenke funktioniert.

Neben den ökologischen Faktoren, die durch die Folgen des Klimawandels noch schwerer wiegen, ist auch die Bedeutung der emsnahe Fläche für den Hochwasserschutz mit Geld kaum zu bemessen. Hochwasserkatastrophen werden, wie Hitzephasen, in den kommenden Jahrzehnten häufiger und stärker auftreten. Die Ems benötigt in Zukunft mehr Raum. Direkt an der Ems anliegende Wiesen mindern die Gefahr von Hochwasser. Die Pflanzendecke, der stark verwurzelte Boden und der hohe Humusgehalt sorgen dafür, dass deutlich größere Wassermengen gespeichert werden können als auf Äckern und versiegelten Flächen.

Moritzer bringt es auf den Punkt: „Wir zerstören und versiegeln Flächen, als wenn diese unbegrenzt vorhanden sind, obwohl dieses Verhalten gravierende, nicht reversible Folgen für unsere Umwelt hat. Wir GRÜNE wüßten gerne, welche Motive die verantwortlichen Politiker unserer Stadt haben, leichtfertig wertvolle ökologische Flächen einer Wohnbebauung zuzuführen? Ein Grund liegt vielleicht in dem mangelnden Bewusstsein über die Wertigkeit dieser Flächen. Das zumindest spiegelt sich in der Aussage eines Ratsmitgliedes der CDU, die Wiese auf Kuba habe doch keinen Wert, den bekomme sie erst durch die Entwicklung.

An dieser Stelle muss die Frage erlaubt sein, ob diese Haltung noch zeitgemäß ist. Brauchen wir nicht auch in Rheine einen Paradigmenwechsel – weg von der einseitige Klientelpolitik wie zur Zeit auf Kuba, hin zur einer Politik die sich am Gemeinwohl orientiert?

Foto: Peter Henrichmann-Roock

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