Mitglieder der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Rheine besuchten das Caritas-Sozialkaufhaus „Brauchbar und Co.“ und die Tafel in Rheine an der Overbergstraße. Anlass war die Meldung, des Bundesverbandes der Tafeln, dass sich die Zahl der Tafel-Kundinnen und -Kunden in vielen Orten um die Hälfte erhöht habe. Ursachen seien Inflation, Pandemie und Kriegsfolgen.
Zunächst leitete Jörg Rosinke die Grünen durch das Gebäude. Neben dem Sozialkaufhaus, der Tafel in Rheine, einer Kleiderbörse und dem Stromspar-Check für einkommensschwache Haushalte werden in dem Caritas-Haus am Stadtberg weitere soziale Dienste wie die Schuldnerberatung, der Betreuungsverein, die Tagesstätte für psychisch erkrankte Menschen und ein niedrigschwelliges Café für suchterkrankte und psychisch erkrankte Menschen sowie der Zuverdienst beherbergt. Hervorgehoben wurden von den Fachleuten der Caritas, Elke Teschner (Leitung Sozialkaufhaus), Jörg Rosinke (Verbundleitung Sozialpsychiatrischer Hilfen), Stefan Gude (Leitung Verbandspolitik und Kommunikation, Abteilungsleiter Erziehung und Bildung) und Sebastian Vossel (Abteilungsleiter Arbeit, Wohnen und Teilhabe) auch die gute Vernetzung und „die kurzen Wege für die Betroffenen, weil so viele Dienste in einem Gebäude zusammengefasst sind“. Beeindruckt waren die Grünen vom Engagement der anwesenden Ehrenamtlichen, die 200 Papiertüten mit Gemüse sowie 200 Papiertüten mit anderen Lebensmitteln für die Tafel einpackten und sortierten (siehe Foto).
Im anschließenden Gespräch erläuterte die Leiterin des Sozialkaufhauses und der Tafel, Elke Teschner, die Arbeit und Struktur der Rheinenser Tafel. Um „Kunde“ der Tafel werden zu können, benötigt man eine sogenannte Tafel-Karte. Diese kann man im Sozialkaufhaus erhalten. Voraussetzung ist, dass man in Rheine, Wettringen oder Neuenkirchen wohnt und dass man aufgrund seines Einkommens und Vermögens Anspruch auf Sozialleistungen hat. Derzeitig sind 597 Karten durch die Tafel in Rheine ausgegeben worden. Da es teilweise Karten für Familien sind, profitierten derzeit insgesamt 1403 Menschen vom Angebot der Tafel. Seit dem Ukraine-Krieg sei die Zahl der Tafelnutzer deutlich gestiegen. Auf Nachfrage von Gertrud Hovestadt berichtete Frau Teschner, dass ein sehr großer Teil der Bedürftigen minderjährig oder über 60 Jahre alt sei. Viele Familien mit Kindern seien bedürftig, aber auch gerade ältere Menschen. Udo Hewing fragte nach dem Anteil der Tafel-Kunden mit Migrationshintergrund. Dieser wurde mit 109 beziffert. Bei der folgenden Diskussion wurde deutlich, dass auch bei der Tafel sich gesellschaftliche Auseinandersetzungen widerspiegeln. „Es gibt auch von Kunden der Tafel Beschwerden, dass Asylanten oder speziell Flüchtlinge aus der Ukraine bevorzugt werden“.
Hauptamtliche Mitarbeiter des Sozialkaufhauses organisieren gemeinsam mit Brückenjobbern und ehrenamtlichen Mitarbeitenden die Abholung und Verteilung der von den Lebensmittelgeschäften gespendeten Nahrungsmittel. Die Lebensmittel werden zweimal pro Woche an durchschnittlich 200 Kunden pro Ausgabetage ausgegeben. Mit durchschnittlich 200 „Kunden“ pro Ausgabetag sei man am Limit. Aufgrund der Ukrainekrise und der anzunehmenden Energiekrise im Herbst/Winter müsse man annehmen, dass die Zahl der Menschen, die auf die Tafel angewiesen sein wird, noch drastisch steigen wird. Dieser Bedarf sei dann mit den derzeitigen Strukturen und mit dem derzeitigen haupt- und ehrenamtlichen Personal kaum noch leistbar.
Gertrud Hovestadt und Udo Hewing berichteten von einem Treffen der sozialpolitischen Sprecher aller im Rat vertretenden Fraktionen mit dem Sozialdezernenten Raimund Gausmann. Hier wurde u.a. überlegt, wie man die Tafel in Rheine kommunalpolitisch unterstützen könne. Klare Antwort der anwesenden Fachleute: „Bei weiter steigenden Kundenzahlen brauchen wir mehr Ehrenamtliche, Lagerflächen und vor allem mehr Kühlmöglichkeiten“. Weiter bräuchte es Initiativen der Politik, das Ehrenamt zu unterstützen. Gertruds Hovestadt Statement, dass es gelte, mit den Mitteln der Kommune in der Stadtgesellschaft die Solidarität zu stärken, fand uneingeschränkten Anklang. Die Struktur des Ineinandergreifens von Ehren- und Hauptamt, von Spenden und öffentlicher Finanzierung solle gefördert werden. Zustimmen konnten auch Stefan Gude: „Erfolgreiche Sozialpolitik ist auch daran messbar, dass man unsere Tafel nicht mehr braucht“.
Für die Grünen in Rheine bedankte sich deren OV-Sprecher Reinhard Hundrup für die Informationen und für das gute Fachgespräch.
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